Die heute-show an der HdM Stuttgart

Ein Gastbeitrag von Nikolas Rödelberger:

Die heute-show an der HdM. Am vergangenen Montag, 08.06.2020 war es endlich soweit. Ein Workshop von Laura Gitschier, Redakteurin bei der heute-show und Thomas Rogel, Autor bei der heute-show. Ursprünglich war der Workshop als Präsenzveranstaltung geplant. Die Veranstaltung ausfallen zu lassen war selbstverständlich keine Option. Ein Workshop als Online-Session mit dem Titel „Alles witzig, oder wie? Was Journalisten von Satire lernen können“ war die Lösung. Frau Prof. Eva Stadler integrierte die Veranstaltung in den Schwerpunkt „TV-Formatentwicklung und Vermarktung“.

Oliver Welke in Passau

Es klingt verrückt, doch liegt der Ursprung, für den Workshop diese Woche an der HdM, fast drei Jahre zurück. Am 02. Juli 2017 war Oliver Welke in Passau zu Gast und sprach mit Prof. Ralf Hohlfeld über Rechtspopulismus in der Satire. Während meines gesamten Studiums habe ich das Audimax nie voller in Erinnerung als an diesem Tag – bei deutlich über 30 Grad eigentlich Wahnsinn, doch niemand wollte sich Welke in greifbarer Nähe entgehen lassen. Gemeinsam mit Benjamin Alvarez Gruber, einem Freund und damaligen Kommilitonen, hatte ich die Aufgabe Oliver Welke am Flughafen abzuholen. Aufgabe ist das falsche Wort, es war ein Privileg. Die Chance mit ihm sprechen zu können, habe ich genutzt und was soll ich sagen, die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt.

Ein langer Weg mit Endstation heute-show in Köln  

Ein paar Monate später, nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen an die Redaktion gesendet hatte, meldete sich der Redaktionsleiter bei mir. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich gerade auf meinem langersehnten Roadtrip in Australien. Das Vorstellungsgespräch musste also nach der Rückkehr nach Deutschland stattfinden. Nachdem ich nach monatelangem Auslandsaufenthalt in Frankfurt landete, ging es ganz getreu dem Motto „first things first“ zuerst nach Köln zum Bewerbungsgespräch und dann mit der Zusage im Gepäck zurück ins Ländle. Im Oktober 2018 startete ich dann mit einem Mediencamp der Extraklasse (ehemalige Teilnehmer wissen wovon ich spreche) in den Master Unternehmenskommunikation an der HdM. Somit war klar, das Praktikum musste noch etwas warten. Nachdem ich im Sommer 2019 das Studium inhaltlich abgeschlossen hatte und nur noch die Thesis zu schreiben war, kam endlich der Tag der Tage. 26. August 2019, mein erster Praktikumstag. Wie ein kleines Kind im Süßigkeitengeschäft hatte ich große leuchtende Augen. Auch wenn es abgedroschen klingt, doch an diesem Tag ging absolut ein Traum in Erfüllung. Endlich hautnah zu erleben, wie die Sendungen entstehen und selbst ein klitzekleiner Teil einiger Folgen der heute-show zu sein, war eine unvergessliche Erfahrung. Als Mitglied der TV-Redaktion hatte ich viel mit den Themen der Sendung und der Recherche der zugehörigen Fakten zu tun, konnte aber auch bei Drehs dabei sein, schaute dem Team der Grafik über die Schultern und lernte die Online-Redaktion kennen. Genau dort entsteht der absolut geniale Content, der viele von uns jeden Tag auf Twitter, Instagram, Facebook oder YouTube zum Lachen bringt. Oliver Welke jeden Tag auf dem Gang zu begegnen, mit Olaf Schubert zu schnacken, Martina Hill und Dietrich Hollinderbäumer bei der Arbeit zu sehen ­– komplett surreal.

Wer nicht fragt, der nicht gewinnt

Die heute-show lebt von Gags, von Comedy. Die Fakten, die die Redaktion zu den jeweiligen Themen liefert, sind zwar oftmals komisch, aber meistens noch nicht lustig oder unterhaltsam. Dafür ist ein Team von Autorinnen und Autoren zuständig. So viel kann ich sagen: Es ist unfassbar harte Arbeit und nicht einfach nur lustiges Droppen von Gags. Wie in vielen anderen Praktika war auch hier oberstes Gebot: Wenn dich etwas interessiert, du dir einen Bereich genauer ansehen, kennenlernen oder dabei sein willst, dann musst du aktiv auf die Leute zugehen. In einem laufenden Betrieb, in dem alles immer unter Zeitdruck abläuft, muss die Initiative von dir selbst kommen. Hartnäckigkeit zahlt sich eigentlich immer aus. Das ist die Erfahrung, die sich immer und immer wieder bestätigt hat. „Klar kannst du mal dabei sein, aber du brauchst gutes Sitzfleisch“. Nach eine stundenlangen Autorenkonferenz wusste ich, was damit gemeint war.

Better do networking

In einer der Konferenzen lernte ich dann Thomas Rogel kennen. Kurz nach dem Start der heute-show 2009 wurde er Teil des Autorenteams. Als ich erfahren hatte, dass er mit Laura Gitschier, Redakteurin bei der heute-show, einen Workshop entwickelt hatte, war mein erster Gedanke, dass die Studies an der HdM bestimmt Interesse daran hätten. Auch Prof. Harald Eichsteller war von der Idee begeistert. Der Ehrgeiz war geweckt ein Stück heute-show nach Stuttgart an die HdM zu holen und Eva Stadler, Professorin für TV- Management bei uns an der HdM, machte es schlussendlich möglich den Workshop in den Schwerpunkt „TV-Formatentwicklung und Vermarktung“ zu integrieren.

Ein Hauch von heute-show in Stuttgart

Wie schon zu Beginn erwähnt, war es vergangenen Montag soweit. Viele Monate nach meinem Praktikum in Köln wurde aus der Idee eines Workshops an der HdM endlich Realität. Insgesamt 22 Studierende waren Teil des Online-Workshops. Was ist Satire und was darf sie und wie sieht eigentlich eine typische Woche bei der heute-show aus? Diese und weitere Fragen wurden im ersten Teil geklärt, erläutert und diskutiert. Außerdem erarbeiteten wir im Plenum die verschiedenen Mittel der Satire und wie diese eingesetzt werden.

„Humor und Satire können Fakten und Meinungen in unterhaltsame Geschichten mit Denkanstoß verwandeln. Die guten Ideen und Ergebnisse der Studierenden haben gezeigt: Mit ein bisschen Theorie und viel Praxis eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten ein Thema zu beleuchten“, meinte Thomas Rogel im Anschluss und spielte damit auf den zweiten Teil des Workshops an, in dem es noch praktischer wurde und wir die Theorie aus Teil eins direkt anwenden konnten. Das insgesamt kurzweilige Format machte aktive Mitarbeit zur Grundvoraussetzung. In virtuelle Gruppen aufgeteilt, ging es nun zunächst darum, eine meinungsstarke Haltung zu formulieren und darauf aufbauend die satirische Umsetzung zu erarbeiten. „Satire und Journalismus gehen bei der heute-show jede Woche Hand in Hand. Auch Journalist*innen können von Comedyautoren lernen, etwa was Arbeitsabläufe, Recherchen und Strukturen angeht. Wir hoffen, wir konnten das den Studierenden in dem Seminar übermitteln – und ihnen auch ein wenig die Furcht vor kreativer Arbeit und humoristischen Elementen nehmen“, sagte Laura Gitschier nach dem Workshop. Genau das war den beiden während der gesamten Veranstaltung hervorragend gelungen. Ein toller und interessanter Einblick in die Arbeit bei der heute-show, gepaart mit vielen praktischen Übungen zur Arbeit mit den Mitteln der Satire. Danke für diese Erfahrung!

von Nikolas Rödelberger