Der Landeslehrpreis 2019 für das Projekt „ENIGMA R.D.E.“

Bild: Prof. Dr. Simon Wiest & Wissenschaftsministerin Theresia Bauer bei der Verleihung

Prof. Dr. Simon Wiest, der Audiovisuelle Medien lehrt, hat es geschafft, abstrakte Themen zu verstehen und für Studenten greifbar zu machen. In diesem Kontext entwickelte er das Projekt „ENIGMA R.D.E.“. Studierende sind von diesem Projekt begeistert und entwickeln innovative Ideen für die Weiterentwicklung. Für Das Projekt wurde Prof. Dr. Simon Wiest am 04. Dezember 2019 in Stuttgart mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet.

Das Projekt „ENIGMA R.D.E.“

Das Ziel des Projektes ist die Erstellung einer 3D-Druckvorlage für die berühmteste Chiffriermaschine der Welt, die ENIGMA. Diese wird auf einem 3D-Drucker gedruckt und kann anschließend funktionsfähig betrieben werden. Die Typenbezeichnung ENIGMA R.D.E. steht dabei für „Runterladen – Drucken – Einschalten“.

Die ENIGMA feierte 2018 ihren 100. Geburtstag und ist mittlerweile fast 102 Jahre alt. Dem Deutschen Arthur Scherbius wurde am 23. Februar 1918 das Patent für einen „Chiffrierapparat“ erteilt. Die Weiterentwicklung dieses Chiffrierapparats wurde später durch den Einsatz im zweiten Weltkrieg und der Entschlüsselung durch die Wissenschaftler in Bletchley Park weltberühmt. Auch die Polizei oder Geheimdienste setzten die ENIGMA zur geheimen Kommunikation ein. Dieser Hintergrund macht die ENIGMA zu einem der attraktivsten Lehrmittel in der Informatikausbildung. Originalgeräte erzielen auf Versteigerungen sogar Preise von über 400.000 EUR, etwa zuletzt bei Sotheby’s New York im Dezember 2017. Aufgrund des hohen feinmechanischen Aufwandes, bewegen sich die originalgetreuen Nachbauten aus Metall preislich immer noch deutlich über 30.000 EUR.

Studentische Projektgruppen

„Eine funktionsfähige ENIGMA zum Selberbauen – für unter 300 EUR“, so lautet die Vision. Im Rahmen des Projekts ENIGMA R.D.E. stellen sich studentische Projektgruppen der Herausforderung, die Pläne des Originalgeräts auf die Besonderheiten des 3D-Drucks mit Kunststoff anzupassen. Die Studenten sollen außerdem herausfinden, inwiefern die Elektrifizierung bereits mitgedruckt und eine nachträgliche, händische Verkabelung vermieden werden kann. Diese Kombination der Lehre ist bisher einzigartig. Dies hat zur Folge, dass hierfür erst noch Ansätze mit ingenieurwissenschaftlichen Methoden gefunden werden müssen. Durch die große Vielfalt der Aufgaben in Art, Anspruch und Umfang lassen sie sich auf die individuellen Vorkenntnisse und Neigungen der Studierenden zuschneiden. Das Aufgabenfeld erstreckt sich von der Modellierung komplexer Bauteile, zum Entwurf elektrischer Schaltungen. Von der Erstellung ansprechender Fotos für die Website bis hin zur Formulierung verständlicher Anleitungen. Das Projekt läuft seit fünf Semestern. Im Wintersemester 2017/18 wurde es ins Leben gerufen. Bis heute (Wintersemester 2019/20) begeistert es zahlreiche Studenten. Mittlerweile haben knapp 50 Studierende, darunter auch Medienmaster des Studienganges Audiovisuelle Medien (AM3) mitgewirkt.

Der Landeslehrpreis

Das Projekt erhielt bereits im Mai 2019 den Hochschulpreis der Hochschule der Medien für hervorragende Lehre. Der Senat der Hochschule zeichnete mit diesem Preis, Lehrende mit einem besonderen Lehrkonzept aus. Nun erhielt das problemorientierte Lernen mit der berühmtesten Chiffriermaschine der Welt, der ENIGMA, sogar den Landeslehrpreis 2019. Der Landeslehrpreis des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, wird alle zwei Jahre vergeben. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Prof. Dr. Simon Wiest will dieses Preisgeld in die Weiterentwicklung sowie Verbreitung des ENIGMA-R.D.E.-Bausatzes stecken: „Den wollen wir unter anderem für Workshops, Besuche in Schulen oder Maker-Messen nutzen. Wir haben bereits einen Kreis aus zehn Teams an Gymnasien, Hochschulen und Ausbildungsstätten aufgebaut, die unseren Bausatz in den kommenden Monaten testen werden. Anfang April 2020 möchten wir dann Anleitung, Druckdaten und Einkaufsliste öffentlich bereitstellen.“ Prof. Dr. Simon Wiest hat es geschafft, mit dem Mythos und der Funktionsweise der Enigma derart zu überzeugen, dass das Projekt zu einem regelrechten Selbstläufer geworden ist. „Ein Stück europäische Erfindergeschichte wird in die digitale Zukunft überführt – ein Projekt mit landesweiter Strahlkraft“, so die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer bei der Verleihung. Der Landeslehrpreis wurde in den 1990er-Jahren gegründet. Bislang wurden mehr als 400 Lehrende ausgezeichnet. Mit Prof. Dr. Simon Wiest haben bis zum heutigen Zeitpunkt insgesamt sechs Professoren der HdM den Landeslehrpreis erhalten.

Herzlichen Glückwunsch an Prof. Dr. Simon Wiest und die mitwirkenden Studenten, für ihre tollen Leistungen. Für die Weiterentwicklung des Projekts wünschen wir viel Erfolg!

Im Folgenden könnt ihr Impressionen über die Projektarbeit und die Preisverleihung gewinnen.

Images by Simon Wiest, Jan Potente & Florian Müller